„Kinky Boots“ Der Kiez wird wieder glamourös!

“Be yourself; everyone else is already taken.”

                                                     Oscar Wilde

Letzten Sonntag fand die Premiere des Musicals „Kinky Boots“ im Operettenhaus am Spielbudenplatz statt. Auf die Handlung gehen wir hier nicht näher ein. Wer sich jedoch im Vorfeld informieren möchte, dem sei der Film oder unser letzter Blogeintrag zum Thema ans Herz gelegt.

Aber nachdem wir das Stück nun live sehen konnten, hat sich eines bestätigt: die Geschichte passt perfekt zu St. Pauli und bringt den, gerade in der kalten Jahreszeit dringend benötigten, Glamour nach Hamburg.

Witzig und ohne zu viele Klischees verkörpern die Darsteller ihre Rollen – und das Beste ist: alle sind hervorragende Sänger und Schauspieler. Das Bühnenbild erscheint im Vergleich zu den Figuren eher unaufdringlich, was aber auch durchaus Sinn macht. Der Wechsel zwischen Schuhfabrik, Pub, Club und sogar Boxring verläuft stets schnell und ersichtlich für den Zuschauer.

Die Musik des Stücks ist von der 80er Jahre Pop-Ikone Cindy Lauper extra geschrieben worden. Allerdings darf man nicht erwarten, dass sie Ihre Hits recyclet. Viel mehr ist das ganze Stück gut durchgeplant, die Dialoge gehen fließend in Lieder über, und die Musik lässt auch für die notwendigen Dialoge Raum. Insgesamt ist die Musik hervorragend, und unter den Songs ist mehr als nur einer mit großem Ohrwurmpotential. Zusammen mit der Musik muss auch die Choreographie erwähnt werden. Dass das Stück auch hier glänzt war abzusehen, schließlich gehört der Tanz zum Musical dazu wie die Musik und der Gesang.  Ob in hohen Stiefeln oder in flachen Herrenschuhen, hier glänzen alle Darsteller und niemand fällt negativ auf. Ein besonderes Lob wollen wir an dieser Stelle aber für den Darsteller des (sehr) jungen Simon, dessen Tanzkünste auch in High Heels denen seines erwachsenen Counterparts nicht nachstanden, aussprechen.

Ein weiteres Highlight ist, wie kann es anders sein, das Kostümdesign. Besonders die Titel gebenden Stiefel glitzern bis in die letzte Reihe, genau wie die Kostüme der „Angels“. Aber auch die Arbeiter und die kleineren Nebenfiguren sind liebevoll ausgestattet.

Nach all dem Lob haben wir aber auch einen winzigen Kritikpunkt: das wiederholte Drama-Thema im zweiten Akt nach der Pause kommt ohne Vorwarnung und wirkt etwas überflüssig. Das Finale selbst ist dann allerdings so fulminant, dass der Part vorher schnell vergessen ist. Es gab zu Recht donnernden Applaus für alle Beteiligten.

Wir hoffen auf jeden Fall, dass der neue, funkelnde Stern am Hamburger Musicalhimmel einen festen Platz auf der Reeperbahn findet, denn es gibt wohl keinen Ort, an den dieses Stück so gut passt.

 

Robert Oehlert 

Concierge