Ein Abend im Palazzo

An dieser Stelle finden Sie etwas, was in diesem Blog sonst nicht vorkommt: einen Bericht über ein fremdes Hotel.

Wie unser Concierge-Team an dieses Hotel gekommen ist, will es uns nicht verraten. Aber schon beim Check-in fiel unserer Truppe einer der Pagen auf. Dieser tänzelte, einen Federwisch schwingend, um die Stehlampen im Foyer warf sie dabei fast um. Der erste Eindruck war jedoch sogleich gerettet, als der Direktor des anderen Hotels unsere Kollegen persönlich begrüßte und in den Speisesaal geleitete. Dieses war allerdings kein normales Restaurant. In seinem Zentrum stand ein riesiger Spieltisch, um den bereits einige bunte Gestalten saßen. Der Direktor bat um Verständnis. Da es im Moment finanziell eng sei, habe er das Hotel in ein Casino umgewandelt.

Kaum saßen unsere Concierges an ihrem Platz wurden sie auch schon von aufmerksamen Servicekräften umsorgt. Allerdings brach zu diesem Zeitpunkt eine Keilerei am Spieltisch aus. Der Direktor sorgte zwar schnell für Ruhe, anschließend drängte jedoch der extrovertierte Küchenchef ins Rampenlicht. Wirklich beruhigt werden konnte die Situation nur, weil eine der Spielerinnen mit engelsgleicher Stimme ein Lied anstimmte und damit alle Anwesenden in ihren Bann zog.

Nachdem der erste Gang serviert war (ein Rindertartar, das unseren Kollegen direkt Lust auf mehr gemacht hat) spielte die Band ein weiteres vergnügliches Lied, das den Anwesenden seltsam vertraut vorkam, ohne dass Sie hätten sagen können woher. Aber auch hier wurde die Aufmerksamkeit schnell wieder ins Zentrum des Raumes gelenkt, wo zwei der Spieler begonnen hatten, sich gegenseitig ihre geheimen Schuhplattler-Techniken vorzuführen.  Scheinbar waren sie sich allerdings nicht einig, welcher von ihnen lauter oder schneller auf den eigenen Körper einschlagen konnte. Aus dieser physischen Diskussion entstand schnell ein regelrechter Schlagabtausch.

Bei so viel Ablenkung ist es nicht verwunderlich, dass unser Concierge-Team erst bemerkte, dass der nächste Gang anstand, als das Service-Personal mit der dampfenden Suppenschüssel am Tisch stand. Allerdings war es sofort nach dem Gang auch schon wieder vorbei mit der Ruhe. Der Chefkoch und einer seiner Mitarbeiter waren sich nicht einig, wie die Hauptspeise anzurichten sei. Als das Blut der beiden kurz vorm Überkochen war, trugen sie den Streit mit einem zünftigen Fechtduell aus. Als Waffen dienten dabei zwei dicke Porreestangen. Der Hotel-Direktor war zum Glück wieder schnell zur Stelle und schlichtete den Streit.

Um von diesem, etwas peinlichem Erlebnis, abzulenken, wurde dann eine spontane Showeinlage präsentiert. Zwei der Spieler, die zu Beginn des Abends schon durch die Keilerei aufgefallen waren, hatten sich verzockt und angeboten, einige akrobatische Nummern aufzuführen, um Ihre Schulden zu begleichen.  Dabei zahlte es sich aus, dass der Spieltisch nicht nur sehr stabil, sondern auch eine Säule in seiner Mitte zu finden war. Gerade der junge Mann, der die Säule gekonnt wie ein Zirkus-Affe auf- und ablief beeindruckte die Gäste am meisten.

Nach dem Hauptgang kam jedoch der Moment, den unser gesamtes Concierge-Team als den Höhepunkt der Show empfand.  (Wenn man von „Black Hole Sun“ in der Bigbandversion absieht. T. Sobiech): Ein Gast entwendete eines der Kartenspiele vom Tisch und vollführte einen wirklich beeindruckenden Trick, der das gesamte Publikum mit einbezog. Was genau passiert ist, wollen uns die Kollegen allerdings nicht verraten.

An dieser Stelle gehen die Berichte der Kollegen dann auch etwas auseinander. Vermutlich verursacht durch die dritte Flasche Wein an jenem Abend. Da unsere Truppe uns nicht mehr verraten hat, können wir leider auch nicht mehr berichten.  Alle, die sich selbst ein Bild von diesem seltsamen Hotel machen möchte, sollte am besten einmal bei unserem Conciergetresen vorbei kommen. Vielleicht verraten die Kollegen Ihnen ja den Weg.

 

RO & JZ